Die Truthahn-Illusion: Die Illusion, dass die Zukunft immer gleich ist wie die Vergangenheit
Stell dir einen Truthahn vor, der jeden Tag von einem Farmer gefüttert wird. Er lebt ein bequemes Leben und wird immer dicker. Mit jedem Tag wächst sein Vertrauen, dass das Leben gut zu ihm ist – bis der Tag vor Thanksgiving kommt. Dann ändert sich alles schlagartig. Genau diese Art von Illusion begegnet uns im Leben häufiger, als wir denken.
Die Truthahn-Illusion ist ein bildhafter Begriff, der auf die menschliche Tendenz verweist, aufgrund vergangener Erfahrungen eine falsche Sicherheit zu entwickeln. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie diese Illusion uns in unserer Leistungsfähigkeit, Karriere und im Leben täuschen kann – und wie du dich davor schützen kannst.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Begriff „Truthahn-Illusion“ wurde von dem libanesischen Philosophen und Autor Nicholas Taleb geprägt.
- Es geht um die Illusion zu glauben, dass alles so bleibt, wie es ist.
- Die Truthahn-Illusion macht uns bewusst, dass Erfolg nur durch ständiges Verbessern und Weiterentwickeln aufrechterhalten werden kann.
- Wer glaubt, dass der eigene aktuelle Erfolg im Sport, im Beruf oder in der Partnerschaft selbstverständlich ist, wird des Öfteren eines Besseren belehrt.
- Sportler wie Roger Federer, Kobe Briant oder Cristiano Ronaldo wollten sich immer wieder verbessern – auch noch im hohen Sportler-Alter und nach zahlreichen Erfolgen.
- Mache Dir bewusst: das Leben ist unvorhersehbar und in gewisser Weise unsicher. Um damit gut umgehen zu können, bedarf es einer guten Resilienz.
Was genau ist die Truthahn-Illusion?
Die Truthahn-Illusion geht auf den Philosophen Nassim Nicholas Taleb zurück, der sie in seinem Buch „Der Schwarze Schwan“ beschreibt. Es handelt sich dabei um die falsche Annahme, dass sich die Zukunft immer genauso verhält wie die Vergangenheit. Der Truthahn, der jeden Tag gefüttert wird, denkt sich, dass alles bestens ist. Schließlich wird er jeden Tag versorgt und hat keinen Grund zur Sorge. Doch sein ganzes Leben basiert auf der Täuschung – bis zu dem einen Tag, an dem es dramatisch endet.
Diese Illusion kann auch auf andere Bereiche des Lebens angewendet werden. Sportler, Unternehmer oder auch Berufstätige, die in Routinen gefangen sind, glauben oft, dass der Status Quo ewig anhalten wird. Sie übersehen dabei die Risiken oder Veränderungen, die unerwartet eintreten können.
Wie uns die Truthahn-Illusion im Alltag täuscht
1. Die Komfortzone: Der gefährliche Schein von Sicherheit
Viele Menschen bleiben gerne in ihrer Komfortzone. Schließlich ist es angenehm, das zu tun, was man gut kennt. Der Truthahn fühlt sich in seiner gewohnten Umgebung auch wohl – bis sich plötzlich alles ändert. Der größte Fehler ist, anzunehmen, dass das Leben einfach so weitergehen wird, nur weil es bisher gut lief.
Beispiel: Ein Sportler, der sich auf seine bisherigen Trainingserfolge verlässt, könnte das Gefühl haben, dass er nichts verändern muss. Er ist stark, schnell und erfolgreich – warum also etwas an der Routine ändern? Doch genau hier lauert die Gefahr: Der Körper und der Geist können sich an wiederkehrende Abläufe gewöhnen und beginnen, auf Autopilot zu schalten. In dem Moment, wo das Unerwartete eintritt – eine Verletzung oder ein neuer, starker Gegner – bricht das System zusammen.
2. Falsches Vertrauen in den Erfolg: Warum vergangene Leistungen nichts garantieren
Erfolg führt oft zu Selbstvertrauen. Aber manchmal auch zu falschem Vertrauen. Wie der Truthahn, der jeden Tag gefüttert wird, entwickelt sich eine Gewohnheit, in der die Annahme liegt, dass alles so bleibt wie es ist. Dies kann dazu führen, dass Risiken übersehen oder Innovationen verpasst werden.
Beispiel aus dem Beruf: Eine Führungskraft, die jahrelang mit ihren Methoden Erfolg hatte, könnte glauben, dass sie auch in Zukunft immer richtig liegt. Doch Märkte ändern sich, Technologien entwickeln sich weiter und was gestern funktionierte, kann morgen schon veraltet sein. Wenn man nicht bereit ist, sich ständig weiterzuentwickeln, wird man von der Konkurrenz überholt.
3. Die Illusion des unendlichen Wachstums: Warum nichts ewig wächst
In der Welt des Sports und der Karriere gibt es oft die Illusion, dass Erfolg ein endloser Prozess ist. Doch genau wie der Truthahn vor Thanksgiving, erleben viele Menschen einen drastischen Einbruch, wenn sie die Realität übersehen: Wachstum hat immer Grenzen.
Im Sport wird dies besonders deutlich. Ein Athlet, der nur auf die stetige Verbesserung seiner Fitness setzt, ohne auf seine Regeneration zu achten, wird irgendwann ins Übertraining geraten oder sich verletzen. Ähnlich verhält es sich im Beruf: Wer ständig auf maximale Leistung drängt, ohne Pausen einzuplanen, wird irgendwann ausbrennen.
Wie du die Truthahn-Illusion vermeiden kannst
Es gibt Wege, wie du dich vor dieser trügerischen Illusion schützen kannst. Hier sind einige praktische Tipps, um in Sport, Beruf und Leben stets wachsam und flexibel zu bleiben:
1. Erwarte das Unerwartete
Das Leben ist unvorhersehbar. Anstatt dich in falscher Sicherheit zu wiegen, solltest du immer bereit sein, auf Überraschungen zu reagieren. Das bedeutet, ständig nach neuen Herausforderungen Ausschau zu halten und dich nicht auf deinen Lorbeeren auszuruhen.
2. Bleib agil und anpassungsfähig
Flexibilität ist der Schlüssel, um mit Veränderungen umzugehen. Wer sich zu sehr auf seine aktuellen Erfolge verlässt, läuft Gefahr, starr zu werden. Im Sport bedeutet das, dass du dein Training immer wieder variieren solltest, um neuen Reizen Platz zu geben. Im Beruf heißt es, sich kontinuierlich fortzubilden und neue Trends im Auge zu behalten.
3. Denke langfristig
Anstatt dich auf den kurzfristigen Erfolg zu fokussieren, solltest du den langfristigen Plan im Blick behalten. Auch wenn heute alles gut läuft, kann es morgen anders aussehen. Baue dir daher ein Fundament auf, das dir auch in Krisenzeiten Stabilität gibt – sei es durch finanzielle Rücklagen, starke Beziehungen oder mentale Stärke.
4. Schütze dich vor Überheblichkeit
Egal wie gut du gerade bist, es gibt immer etwas zu lernen. Die Wahrheit ist, dass niemand unfehlbar ist. Deshalb solltest du dir immer die Zeit nehmen, deinen eigenen Fortschritt zu hinterfragen und dich selbstkritisch zu analysieren. Gerade im Sport sind regelmäßige Pausen und Reflexionsphasen entscheidend, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
5. Setze auf Resilienz
Resilienz, also die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen, ist eine der wichtigsten Eigenschaften, um die Truthahn-Illusion zu vermeiden. Bereite dich mental darauf vor, dass es irgendwann zu einem „Thanksgiving-Moment“ kommen könnte. Anstatt dich davon unterkriegen zu lassen, kannst du lernen, dich schneller zu erholen und gestärkt zurückzukommen.
Die Macht der Achtsamkeit: Wie du die Truthahn-Illusion bewusst durchbrechen kannst
Eine Möglichkeit, die Truthahn-Illusion zu durchbrechen, ist durch Achtsamkeit. Indem du dir deiner Gedanken und Handlungen bewusst wirst, schaffst du eine Distanz zu automatisierten Verhaltensmustern. Dies gilt sowohl im Sport als auch im Berufsleben. Wer achtsam lebt, reagiert weniger impulsiv auf kurzfristige Erfolge und bleibt auch in Krisensituationen ruhiger.
Achtsamkeit hilft dir auch dabei, langfristige Ziele klar im Blick zu behalten und dich nicht von kurzfristigen Erfolgen oder Misserfolgen blenden zu lassen.
Fazit: Erfolg ist nie garantiert – aber du kannst vorbereitet sein
Die Truthahn-Illusion erinnert uns daran, dass das Leben voller Überraschungen steckt. Erfolgreiche Menschen sind nicht diejenigen, die nie scheitern, sondern diejenigen, die sich auf das Unerwartete vorbereiten und agil bleiben. Egal ob du im Sport, im Beruf oder im Leben unterwegs bist: Die Fähigkeit, dich an neue Herausforderungen anzupassen und auf das Unvorhergesehene bestmöglich vorbereitet zu sein, wird langfristig über deinen Erfolg entscheiden.
Also, frage dich: Lebst du wie der Truthahn und glaubst, dass alles so bleiben wird, wie es ist? Oder bist du bereit, die Illusion zu durchbrechen und dich aktiv auf mögliche Veränderungen vorzubereiten?
Steven Schüller ist seit über 10 Jahren mit Herzblut als (Sport) Mental Coach, Dozent und «Mindset Content Creator» im Raum Bern anzutreffen.
Wenn er nicht gerade mit einem seiner Athleten mental aktiv oder für sein Bildungsinstitut Tasma Schueller Institute im Einsatz ist, ist er vermutlich auf einem der Tennis- und Padel-Courts dieser Welt unterwegs.
Weitere Infos findest Du unter: