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Perspektivwechsel: Definition und neue Ideen, wie Du das schaffst

von | Jan. 21, 2025 | Bewusstsein, Kommunikation

Ein Perspektivwechsel – klingt zunächst abstrakt, oder? Doch hinter diesem Begriff steckt eine der wirkungsvollsten Methoden, um Konflikte zu lösen, neue Ideen zu finden und die eigene Sichtweise grundlegend zu hinterfragen.

In diesem Artikel wirst Du erfahren, was ein Perspektivwechsel wirklich bedeutet, warum er oft schwerfällt und wie Du ihn gezielt in Deinem Leben anwenden kannst, um mehr Empathie, Selbstreflexion und innovative Lösungsansätze zu fördern.

Egal, ob Du eine Führungskraft bist, Deine persönliche Weiterentwicklung vorantreiben möchtest oder nach einer Lösung für ein festgefahrenes Problem suchst: Dieser Artikel wird Dir praktische Impulse und Anregungen liefern, die Dich wirklich weiterbringen.

 

Wichtige Erkenntnisse

  • Ein Perspektivwechsel bedeutet, bewusst die eigene Sichtweise zu verlassen und die Perspektive einer anderen Person oder eines anderen Standpunkts einzunehmen.
  • Es fällt vielen schwer, da unsere Werte, Überzeugungen und mentale Muster tief verwurzelt sind.
  • Perspektivwechsel fördert Empathie, Selbstreflexion und ist eine wertvolle Methode zur Konfliktlösung und Persönlichkeitsentwicklung.
  • Praktische Methoden sind u.a. die Beobachtung, Rollenspiele und das Innere Team.

 

Was ist ein Perspektivwechsel? – Definition und Hintergrund

Ein Perspektivwechsel, gerne auch Perspektivenwechsel genannt, bedeutet im Kern, die eigene Sichtweise zu verlassen und gezielt die Perspektive einer anderen Person oder eines anderen Standpunkts einzunehmen. Es geht darum, buchstäblich „den Blickwinkel zu verändern“, um neue Einsichten zu gewinnen.

Die Definition lässt sich auch auf verschiedene Kontexte anwenden: Von persönlicher Selbstreflexion über Konfliktmanagement bis hin zu kreativen Problemlösungen.

Im ersten Schritt eines Perspektivwechsels hinterfragst Du Deine bisherigen Annahmen und Handlungen und betrachtest im Anschluss die Fragestellung und Handlung aus einem oder mehreren neuen Blickwinkeln.
Was für eine Führungskraft vielleicht eine Methode zur Konfliktlösung ist, wird für den Sportler oder Künstler zur Quelle neuer Ideen und Impulse. Einfach zusammengefasst könnte man sagen: Der Perspektivenwechsel als Erkenntnisquelle. Egal wo, egal mit wem, egal, um was es geht.

Zwei Menschen sitzen an einem Tisch. Eine Seite des Tisches ist hell beleuchtet, die andere dunkel, was den Wechsel der Sichtweisen und Perspektiven symbolisiert.

 

Warum fällt es so schwer, die Perspektive zu wechseln?

Vielleicht kennst Du die Redewendung: „Das Glas ist halb voll oder halb leer.“ Diese Redewendung zeigt auf, wie stark unsere grundlegende Weltsicht von unserer persönlichen Wahrnehmung abhängt.
Doch warum fällt es vielen Menschen so schwer, den eigenen Standpunkt zu verlassen und aus der eigenen Sicht auf die Dinge „herauszuzoomen“?

Ein Grund liegt in unseren Gewohnheiten und Mustern. Wir haben über Jahre hinweg Denkmuster entwickelt, die unser Selbstkonzept prägen und oft kaum hinterfragt werden. Unsere Werte und Standards, unser Hintergrund und unsere Überzeugungen formen unsere Sichtweise – und diese zu hinterfragen, ist für viele eine Herausforderung. Häufig fehlt schlichtweg das Bewusstsein. Oder aber wir haben Angst die Perspektive zu verändern, denn es könnte uns ja durchaus missfallen, was wir (Negatives) über uns selbst herausfinden.

Zudem fühlen wir uns sicher in der gewohnten Komfortzone. Ein Perspektivenwechsel zwingt uns, diese Sicherheit aufzugeben, uns auf Unsicherheiten einzulassen und andere Sichtweisen zu akzeptieren – ein Prozess, der mental durchaus anstrengend sein kann.

 

Die Bedeutung eines Perspektivwechsels für Konfliktlösung und Selbstreflexion

Ein Perspektivwechsel trägt zur Konfliktlösung bei, indem er uns ermöglicht, die Situation aus der Sicht der betroffenen Person zu sehen. Konflikte entstehen häufig, weil beide Parteien an ihrem Standpunkt festhalten und die Sichtweise des anderen nicht nachvollziehen können oder nicht einmal bereit dazu sind diese näher zu betrachten.

Hier setzt der Perspektivwechsel als Technik an: Indem wir bewusst versuchen, uns in die Lage des Gegenübers zu versetzen, können wir bestehende Hindernisse überwinden und innovative Lösungen finden.

Auch für die Entwicklung der Selbstreflexion ist der Perspektivwechsel äußerst hilfreich. Wer regelmäßig seinen eigenen Blickwinkel hinterfragt, findet immer wieder Dinge, die es zu verbessern und verändern gilt. Dies stärkt nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern hilft uns auch unsere Kommunikation mit unseren Mitmenschen zu verbessern. So können wir dem „Ursache und Wirkung-Muster“ entrinnen und fühlen uns nicht fortlaufend unseren Gedankenmustern und Emotionen ausgeliefert.

Person steht an einer Kreuzung mit verschiedenen Wegen unter einem offenen Himmel, der Freiheit und neue Blickwinkel repräsentiert.

 

4 Methoden zum Perspektivwechsel: Wie funktioniert es praktisch?

1. Beobachtung und Fragen stellen

Die wohl einfachste Methode, einen Perspektivwechsel zu fördern, ist die gezielte Beobachtung. Frage Dich selbst: „Wie würde ich die Situation bewerten, wenn ich sie durch die Augen meines Gegenübers betrachte?“, „Wie würde ich sie einordnen, wenn ich sie durch die Augen eines unbeteiligten Außenstehenden anschauen würde?“, „Welche Erkenntnisse gewinne ich aus den unterschiedlichen Perspektiven?“.

2. Rollenspiele

Rollenspiele sind eine effektive Methode, um buchstäblich in die Schuhe eines anderen zu treten. Sehr gut eignen sich in diesem Zusammenhang Konfliktsituationen, die in einem Rollenspiel nachgestellt wird. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie überrascht die Teilnehmer in unseren TSI-Ausbildungen teils sind, wie aufschlussreich solch eine „gespielte“ Situation sein kann und Problemlösungsansätze an die Oberfläche spülen.

3. Das „Innere Team“

In manchen Momenten fühlen wir uns hin- und hergerissen, weil widersprüchliche Stimmen in uns auftauchen. Mit dem Inneren Team-Modell können Coachees die einzelnen Mitglieder ihres Inneren Teams kennenlernen und für eine innere Balance sorgen.

Das Innere Team-Modell wurde von Friedemann Schulz von Thun mit dem Ziel einer Verbesserung der „Inneren und Äußeren Kommunikation“ entwickelt. Das Innere Team kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden:

  • Aufstellung des Teams auf Flipchart/ Whiteboard zeichnen
  • Aufstellung des Teams mit Hilfe von Figuren, wie z.B. Holzfiguren, Schlümpfe, Puppen, Steine, etc.
  • Aufstellung des Teams auf verschiedenen Zetteln

Je nach Situation kommen unterschiedliche Mitglieder zum Einsatz, u.a. ein sogenannter Teamleiter, der den „Chefposten“ des Inneren Teams repräsentiert. Dieser bestimmt dann in dem inneren Dialog wer von den beteiligten „Personen“ bzw. inneren Stimmen an dem Austausch teilnehmen soll und wer wann zu Wort kommt.
Auf diese Art und Weise werden ganz unterschiedliche Meinungen angehört und Blickwinkel eingenommen, was maßgeblich zu einer gemeinsamen Lösung eines „Problems“ beitragen kann.

Vogelperspektive auf eine lebendige Stadt mit einem komplexen Netzwerk von Straßen und Gebäuden, die verschiedene Perspektiven und Ansichten symbolisiert.

 

4. Das Tetralemma

Das Tetralemma (Tetra = vier; lemma = Voraussetzung, Annahme) und die Tetralemma-Aufstellung wurden von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd entwickelt und verfeinert. Ihre Anwendung liegt im Bereich von systemischem Coaching, Beratung und Therapie sowie der systemischen Strukturaufstellung. Dabei soll der Entscheidungs- und Handlungsraum beim Vorliegen eines sogenannten „Dilemmas“ erweitert werden.

Das Tetralemma hilft bei der Überwindung von Barrieren und Beschränkungen des eigenen Denkens. Sie macht insbesondere dann Sinn, wenn eine Person sich nicht zwischen zwei extremen Positionen entscheiden kann. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich dabei um berufliche, persönliche oder private Fragestellungen handelt. Diese Methode kann bei jeder Form der Entscheidungsfindung eingesetzt werden, bei der es um die Wahl zwischen A oder B geht.

Das Tetralemma geht von fünf unterschiedlichen Positionen bzw. Perspektiven aus, die nach einem fest vorgegebenen Schema ausgelegt und abgegangen werden:

  • Die erste und zweite Position („Das eine, das andere“)
  • Die dritte Position („Beides“)
  • Die vierte Position („Keines von beidem“)
  • Die fünfte Position („Dies nicht und auch das nicht“)

Anmerkung:
Sowohl das „Innere Team“ als auch das „Tetralemma“ eigenen sich am besten in der Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Mental Coach.

 

Hundert Schritte in den Schuhen eines anderen: Empathie und Perspektivenwechsel

Wie oft hören wir: „Du musst Dich einfach in die andere Person hineinversetzen!“ Aber wie genau macht man das?

Empathie – also die Fähigkeit, mit einer anderen Person mitzufühlen und verständnisvoll zuzuhören – ist eine Schlüsselkompetenz für Führungskräfte, Coaches, Eltern, Trainer, Lehrer und jeden, der erfolgreich und gewinnbringend mit Menschen umgehen möchte.

Person steht vor einem antiken Spiegel und sieht eine andere Szene im Spiegelbild, die einen inneren Perspektivwechsel darstellt.

 

Perspektivwechsel als Erkenntnisquelle: Wie neue Blickwinkel zu neuen Einsichten führen

Ein Perspektivenwechsel bringt häufig unerwartete Erkenntnisse ans Licht. Oft reichen schon kleine Veränderungen des Blickwinkels aus, um neue Lösungen für bestehende Probleme zu finden.

Stell Dir vor, Du stehst vor einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis. Indem Du Deine Position (räumlich, gedanklich, gefühlstechnisch) veränderst kannst Du neue auf einmal Wege entdecken, die zuvor nicht sichtbar waren.

 

Welche Rolle spielt der Perspektivwechsel in der Führung?

Für Führungskräfte ist die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel unverzichtbar. Warum? Weil es in der Führung nicht nur darum geht, Entscheidungen zu treffen, sondern auch darum, andere Menschen zu verstehen und zu inspirieren. Das Modell der Emotionalen Intelligenz spielt hierbei eine maßgebende Rolle. Siehr hierzu auch meinen Blogartikel „Emotionale Intelligenz – der Schlüssel zu beruflicher Erfüllung“.

Ein gezielter Perspektivenwechsel hilft Führungskräften dabei, einfühlsamer auf ihre Teams einzugehen, Konflikte effektiver zu lösen und Innovationen zu fördern. Hierbei ist Selbstreflexion der erste Schritt, um die eigene Sichtweise kritisch zu hinterfragen und neue Ansätze zu entwickeln.

Auch kann es als Manager oder Vorgesetzter sehr hilfreich sein den ein oder anderen „Helfer“ mit im Boot zu haben. Dieser hat die Aufgabe den Kollegen nach speziellen oder wichtigen Situationen kritisch zu reflektieren. Beispiele: Ein Mitarbeitergespräch, ein geschäftliches Meeting mit dem Team oder ein Auftritt als Speaker in der Öffentlichkeit.

 

Wie Perspektivenwechsel zu neuen Ideen und Problemlösungen führt

Um die Lösung für ein bestehendes Problem zu finden, bedarf es einfach immer wieder einen Perspektivenwechsel. Nur so entstehen neue Ideen, um ein vorhandenes Problem zu lösen. Manchmal braucht es hierfür „radikale“ Ansätze im Denken, da man ansonsten immer wieder auf dieselben Lösungsansätze kommt. Warum nicht einen Außenstehenden in einem Brainstorming oder Meeting hinzunehmen, der sich mit der Thematik nur wenig oder gar nicht auskennt? Häufig bekommt man gerade von Unbeteiligten die besten Denkanstöße und Ideen, da ihr Blick frei und offen ist. Sie interessieren sich nicht, ob bei der anstehenden Herausforderung das Glas halb voll oder halb leer ist.

 

Praxisbeispiel: So übst Du den Perspektivwechsel im Alltag

Hier ist eine einfache Übung, die Du sofort ausprobieren kannst, um Dich im Perspektivenwechsel zu üben:

  1. Denke an eine aktuelle Herausforderung oder einen Konflikt mit einer anderen Person oder Partei
  2. Versetze Dich bewusst in die Lage der beteiligten Person(en). Nimm bewusst mehrere Sichtweisen ein, d.h. von der Person Dir gegenüber (Hauptperson), Personen die anwesend sind oder auch unbeteiligte Personen, deren Meinung Dir wichtig ist bzw. wäre.
    Was könnte die Sichtweise der einzelnen Personen sein? Wenn Du die Hauptperson(en) anschaust – was könnte der Grund dafür sein, dass sie in der Situation X so reagiert hat oder diese Meinung vertritt? Was siehst Du eventuell „hinter“ der Person? Welche Einflüsse von innen/ außen, Probleme usw.
  3. Notiere Deine Beobachtungen und Deine Schlüsse, die Du aus dem Ganzen ziehst. Inwiefern hat sich die Situation und Deine Sicht der Dinge verändert? Wurde Dein Standpunkt gestärkt oder tendierst Du nun eher zu einer anderen Meinung/ Einstellung?

Du wirst überrascht sein, wie viele neue Erkenntnisse dieser Perspektivwechsel bringt!

 

Fazit

Der Perspektivwechsel ist eine Fähigkeit, die man üben kann und sollte – und die Dein Leben in vielerlei Hinsicht positiv beeinflusse wird. Wenn wir uns als Mensch entwickeln und ein besserer Vorgesetzter, Mitarbeiter, Ehemann, Vater, Sportler oder Künstler werden möchten, kommen wir nicht umhin den Perspektivenwechsel regelmäßig anzuwenden. Nur so sind wir in der Lage gut und effektiv mit Menschen umzugehen und zusammenzuarbeiten. Die Fähigkeit die Perspektive wechseln zu können ist eine wesentliche Kompetenz, die wir in unserem Repertoire der Emotionalen Intelligenz.

Gibt es bei Dir aktuell eine wichtige oder auch unangenehme Situation, bei der Dir bisher ein umfassender Perspektivenwechsel gefehlt hat? Dann starte am besten heute noch damit!

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Steven Schueller
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