Selbstüberschätzung: Gift für deinen Fokus und Professionalität
Du kennst das vielleicht: Du fühlst dich unbesiegbar, du hast gerade einen Lauf, und es scheint, als könntest du alles erreichen. Es gibt keinen Berg, den du nicht erklimmen könntest, keinen Gegner, den du nicht besiegen könntest. Und dann – peng! – wirst du von der Realität eingeholt. Ein kleines Missgeschick, ein kleiner Fehler, und du fällst. Nicht, weil du es nicht kannst, sondern weil du gedacht hast, du wärst unschlagbar. Das nennt man Selbstüberschätzung. Sie ist heimtückisch und kann dein größter Gegner werden, wenn du sie nicht erkennst.
Doch was steckt eigentlich hinter Selbstüberschätzung? Wie kannst du sie erkennen und vermeiden? Und warum ist sie gerade für Menschen, die nach Spitzenleistungen streben, wie Sportler oder ambitionierte Berufstätige, besonders gefährlich? In diesem Beitrag tauchen wir tief in das Thema Selbstüberschätzung ein – und vor allem, wie du lernen kannst, sie zu überwinden, um langfristig erfolgreich zu sein.
Wichtige Erkenntnisse
- Wer unter Selbstüberschätzung leidet, neigt dazu sich selbst und seine Fähigkeiten falsch einzuschätzen.
- Selbstüberschätzung ist nicht dasselbe wie Selbstvertrauen.
- Es ist wichtig, dass man ein ausgeprägtes Selbstvertrauen besitzt, gleichzeitig aber auch die eigenen Grenzen kennt.
- Menschen, die sich selbst überschätzen, neigen dazu zu viel Risiko in ihren Handlungen einzugehen.
- Wer sich selbst überschätzt, erlebt öfter mal eine böse Überraschung in Form von groben Fehlern oder unerwarteten Niederlagen.
- Sportler und Führungskräfte, die ihre Fähigkeiten nicht richtig einordnen können, mangelt es in wichtigen Momenten teilweise an einer guten Vorbereitung und der nötigen professionellen Einstellung.
Was ist Selbstüberschätzung?
Selbstüberschätzung bedeutet, die eigenen Fähigkeiten oder Möglichkeiten falsch einzuschätzen – und zwar in der Regel zu hoch. Es ist dieses Gefühl, unbesiegbar zu sein, das dich glauben lässt, du könntest jedes Hindernis mit Leichtigkeit überwinden, obwohl du die tatsächlichen Herausforderungen gar nicht richtig wahrnimmst. Der Grund dafür? Oft ist es eine Mischung aus Selbstvertrauen und Erfolgserlebnissen, die sich wie ein Schutzschild um dich legen und dich glauben lassen, du könntest alles erreichen.
Aber hier liegt das Problem: Wenn du deine Fähigkeiten überschätzt, riskierst du, wichtige Details zu übersehen, dich in riskante Situationen zu begeben oder schlichtweg unvorbereitet zu sein.
Die schmale Grenze zwischen Selbstvertrauen und Selbstüberschätzung
Selbstvertrauen ist zweifelsohne eine der wichtigsten Eigenschaften, um erfolgreich zu sein – im Sport, im Beruf, aber auch im Alltag. Selbstüberschätzung dagegen ist das scharfe Schwert, das aus Selbstvertrauen eine Gefahr macht. Stell dir das vor wie einen Bergsteiger, der sich so sicher in seiner Route ist, dass er auf Sicherungen verzichtet. Vielleicht kommt er ans Ziel, vielleicht stürzt er aber auch ab.
Die Kunst liegt darin, das richtige Maß an Selbstvertrauen zu finden, ohne dabei in die Falle der Selbstüberschätzung zu tappen. Hier hilft es, immer mal wieder innezuhalten und sich selbst kritisch zu reflektieren.
Anzeichen von Selbstüberschätzung – So erkennst du die Gefahr
Es gibt klare Anzeichen, dass du dich in die Richtung der Selbstüberschätzung bewegst. Hier sind einige der häufigsten:
- Du ignorierst Ratschläge anderer: Du hörst auf, auf das Feedback von anderen zu achten, weil du denkst, du weißt es besser.
- Du verlässt dich auf Glück statt auf Vorbereitung: Deine Erfolge der Vergangenheit geben dir das Gefühl, dass du dich nicht mehr so gründlich vorbereiten musst.
- Du gehst unnötige Risiken ein: Risiken können dich weiterbringen, aber nur, wenn sie kalkuliert sind. Bei Selbstüberschätzung gehst du Risiken ein, ohne die Konsequenzen zu überdenken.
- Du unterschätzt deine Konkurrenz: Du bist so sehr von dir überzeugt, dass du glaubst, deine Gegner oder Herausforderungen nicht ernst nehmen zu müssen.
- Du wirst unflexibel: Dein Glaube, dass du immer Recht hast, lässt dich starr in deinem Denken und Handeln werden. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind jedoch Schlüssel zum Erfolg.
Wenn du dich in diesen Punkten wiedererkennst, ist es Zeit, innezuhalten und deine Denkweise zu überdenken.
Die Ursachen von Selbstüberschätzung
Selbstüberschätzung entwickelt sich nicht über Nacht. Sie ist das Ergebnis von verschiedenen Faktoren, die sich über die Zeit aufbauen. Einer der Hauptgründe ist Erfolg. Wer erfolgreich ist, neigt oft dazu, den Erfolg als selbstverständlich anzusehen. Das führt dazu, dass die eigene Rolle im Erfolg überbewertet wird und man die Bedeutung von anderen Faktoren – wie Glück, Teamarbeit oder äußeren Umständen – unterschätzt.
Ein weiterer Faktor ist das sogenannte Dunning-Kruger-Effekt. Dieser psychologische Effekt beschreibt, dass Menschen mit geringem Wissen oder Können oft ihre Fähigkeiten überschätzen. Wer nicht weiß, was er nicht weiß, erkennt auch seine eigenen Defizite nicht. Das führt dazu, dass man glaubt, man könne alles meistern, obwohl man sich oft in unbekanntem Terrain bewegt.
Selbstüberschätzung im Sport – Wenn zu viel Selbstvertrauen schadet
Gerade im Sport ist Selbstüberschätzung ein verbreitetes Phänomen. Viele Athleten erleben es in ihrer Karriere: Nach einem Sieg oder einer erfolgreichen Saison fühlen sie sich unschlagbar. Das Selbstvertrauen steigt ins Unermessliche, und sie glauben, dass sie nun keine Hindernisse mehr zu fürchten haben. Doch der Sport hat seine eigenen Regeln – und der Erfolg von gestern garantiert keinesfalls den Sieg von morgen.
Ein Beispiel aus der Sportwelt: Ein Tennisspieler gewinnt ein Turnier mit Leichtigkeit. Beim nächsten Match geht er mit demselben Mindset in die Partie, aber diesmal trifft er auf einen Gegner, der besser vorbereitet ist. Der Spieler hat sich auf seinem Erfolg ausgeruht, vielleicht weniger trainiert, vielleicht nicht die Schwächen des Gegners analysiert – und verliert. Die Folge? Frustration, Selbstzweifel und der Druck, den nächsten Sieg noch schneller einzufahren.
Selbstüberschätzung kann im Sport sogar zu ernsthaften Verletzungen führen, wenn Athleten ihre Grenzen nicht erkennen und zu viel von sich verlangen. Sie riskieren, über ihre körperlichen und mentalen Kapazitäten hinauszugehen.
Selbstüberschätzung im Beruf – Die unsichtbare Karrierefalle
Nicht nur im Sport, auch im Berufsleben ist Selbstüberschätzung ein häufiger Stolperstein. Besonders ambitionierte Menschen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln wollen, laufen Gefahr, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. Hier ein klassisches Szenario: Du hast gerade ein großes Projekt erfolgreich abgeschlossen und glaubst nun, dass du in der nächsten Aufgabe genauso erfolgreich sein wirst – ohne groß darüber nachzudenken, ob die Voraussetzungen wirklich dieselben sind.
Auch im Beruf führt Selbstüberschätzung oft dazu, dass Menschen aufhören, zu lernen. Sie glauben, bereits alles zu wissen und verlieren den Anschluss an wichtige Entwicklungen und Innovationen.
Wie du Selbstüberschätzung vermeidest und deine Stärken richtig einsetzt
Selbstüberschätzung zu vermeiden bedeutet nicht, weniger ambitioniert zu sein oder weniger an dich zu glauben. Es geht darum, ein gesundes Maß an Selbstreflexion zu entwickeln. Hier sind einige Strategien, wie du das erreichen kannst:
- Kritisches Feedback einholen: Frage regelmäßig andere nach ihrer ehrlichen Meinung zu deiner Leistung. Es ist wichtig, Menschen um sich zu haben, die dir nicht nur nach dem Mund reden.
- Selbstreflexion praktizieren: Nimm dir Zeit, um deine Erfolge und Misserfolge zu analysieren. Was hat gut funktioniert, was weniger? Wo hast du Fehler gemacht, die du vermeiden könntest?
- Weiterhin lernen: Auch wenn du schon erfolgreich bist, solltest du nie aufhören zu lernen. Die Welt entwickelt sich weiter, und du solltest es auch tun.
- Ziele realistisch setzen: Sei ambitioniert, aber setze dir erreichbare Zwischenziele. Das hält dich fokussiert und schützt dich davor, unrealistische Erwartungen an dich selbst zu haben.
- Kenne deine Grenzen: Es ist wichtig, zu wissen, wann du an deine Grenzen stößt. Das bedeutet nicht, dass du aufgeben sollst, sondern dass du dich gezielt verbessern kannst, ohne dich zu überfordern.
Fazit: Selbstüberschätzung als Chance nutzen
Selbstüberschätzung ist nicht nur eine Gefahr – sie ist auch eine Chance. Wenn du sie erkennst und lernst, damit umzugehen, kannst du daraus enorm wachsen. Selbstüberschätzung zwingt dich zur Selbstreflexion und zeigt dir deine Grenzen auf. Nutze diese Erkenntnisse, um deine Fähigkeiten realistischer einzuschätzen und dich weiterzuentwickeln. Denn der Weg zu wahrem Erfolg besteht nicht darin, sich selbst zu überschätzen, sondern darin, seine Stärken zu kennen und gezielt einzusetzen – ohne dabei jedoch ein zu großes Risiko einzugehen.